20. November 2017
Gesundheit geht uns alle an! Neues aus der Welt der Medizin.
Der AKWPW widmete sich bei seiner Veranstaltung im Bayerischen Landtag am
20.11.17 dem weiten Themenfeld Gesundheit und Medizin. Eingeladen dazu als
Referenten hatte Vorsitzender Tobias Kurzmaier Dr. med. Nikolaus
Frühwein und Dr. med. Markus Frühwein, MaHM, Vater
und Sohn, die in dritter Generation eine Arztpraxis für Allgemein-, Reise-
und Tropenmedizin in München führen, sowie Dr. med. Martin
Marianowicz, den ärztlichen Direktor des Marianowicz
Medizin-Zentrums in München und der Privatklinik Jägerwinkel am Tegernsee.
Tobias Kurzmaier leitete in den Abend mit Erkenntnissen der aktuell
erschienenen Studie der OECD "Gesundheit auf einen Blick" ein. Danach liegt
Deutschland bei den Ausgaben für Gesundheit mit an der Weltspitze, nur die
Schweiz und die USA geben noch mehr für Gesundheit aus. In Deutschland sind
es 11,3% des Bruttoinlandsprodukts. Das Statistische Bundesamt hat
errechnet, dass im Jahr 2016 die Kosten für stationäre Behandlung in
Krankenhäusern um 4,3% auf rund 87,8 Milliarden Euro gestiegen sind. Die
OECD-Studie stellt allerdings auch fest, dass trotz der hohen Ausgaben für
Ärzte, Krankenhäuser und Medikamente in Deutschland die Deutschen verglichen
mit anderen Industrieländern eine niedrigere Lebenserwartung haben und es
hierzulande mehr vermeidbare Todesfälle in Krankenhäusern gibt als in
anderen reichen Ländern.
Dr. Nikolaus und Dr. Markus Frühwein beklagten u.a., dass viel zu viel ihrer
Arbeitszeit in Dokumentation investiert werden muss. Pro Jahr sind in ihrer
Arztpraxis bis zu 100 Arbeitstage für Verwaltung und Bürokratie fällig.
Vater und Sohn kritisierten ebenso, dass Deutschland immer mehr zu einer
Gerätemedizin gerät. Es wäre aber auch kein Wunder, wenn ein Arzt heutzutage
von den Kassen als Vergütung für eine Impfleistung rund 5 Euro bekommt, für
eine MRT-Untersuchung hingegen 460 Euro. Das wichtigste Credo der beiden
Allgemeinmediziner lautet: "Wir müssen den Menschen mitnehmen". Dr. Martin
Marianowicz brachte beeindruckende und teils auch bedrückende Zahlen in den
Landtag mit. Die durchschnittlichen Kosten für eine Rückenoperation in
Deutschland belaufen sich auf 10.000 Euro. Damit verglichen kostet die
ambulante Behandlung 30-35 Euro im Quartal. Marianowicz zufolge entspricht
damit eine OP 30 konservativen Behandlungsjahren. 80% aller Rücken-OPs sind
laut Marianowicz überflüssig. Dafür fand der Arzt deutliche Worte: "Die
OP-Wut in Deutschland ist organisierte Körperverletzung auf Kosten der
Versichertengemeinschaft. "Tatsächlich geben die Zahlen Anlass zum
Nachdenken. Im Jahr 2015 betrug die Zahl der durchgeführten chirurgischen
Eingriffe und Verfahren in Deutschland ca. 113.000. Auch wenn Deutschland
mehr Einwohner hat, sind die Zahlen anderswo deutlich niedriger: Frankreich
ca. 41.000, Italien ca. 31.000 und Großbritannien ca. 14.000.
Wie immer gut besucht war der Konferenzsaal im Bayerischen Landtag, wenn der
Aktionskreis einlädt.
v.l.n.r.: Karen Otto (Schriftführerin), Helmut Six (Beirat), Hans Fritz
(Beirat), Wolfgang Durner (Beirat), Wolfgang Schichtel (Beirat), Dr. Martin
Marianowicz, Dr. Markus Frühwein, Tobias Kurzmaier (Vorsitzender), Dr.
Nikolaus Frühwein, Christina Ludwig (Beirat), Hans-Georg Augustinowski
(Schatzmeister), Hermann Harbeck (Beirat)