21. März 2023
Künstliche Intelligenz
Wie zuverlässig ist sie wirklich?
Die neueste Veranstaltung des AKWPW hatte ein brandaktuelles Thema
"Künstliche Intelligenz - Wie zuverlässig ist sie wirklich?". Den Vortrag
dazu hielt Prof. Dr. Gitta Kutyniok, Inhaberin des Bayerischen KI Lehrstuhls
für mathematische Grundlagen von Künstlicher Intelligenz an der
Ludwig-Maximilians-Universität München und LMU-Direktorin der Konrad Zuse
School of Excellence in Reliable AI. Vorsitzender Tobias Kurzmaier begrüßte
die über 100 erschienenen Mitglieder und zitierte zu Beginn der
Veranstaltung den Physiker Stephen Hawking, der gesagt hat "Die KI ist
wahrscheinlich das Beste oder das Schlimmste, was der Menschheit passieren
kann." Er fragte Frau Prof. Kutyniok, für welche Antwort sie sich
entscheiden würde? Die Referentin antwortete mit "das Beste".
Am Anfang Ihres Vortrags definierte Prof. Kutynik zunächst einmal die KI als
die Nachahmung menschlicher Intelligenz. Die Lehrstuhlinhaberin führte dann
aus, in welchen Bereichen heute
KI
schon überall zum Einsatz kommt. Die wichtigsten sind Verkehr, hier
insbesondere das autonome Fahren, Medizin, v.a.
die medizinische
Bildverarbeitung (z.B. Computer Tomographie), Verwaltung und
Telekommunikation. Prof. Kutyniok erläuterte, wie KI eigentlich
funktioniert, nämlich durch das ständige Trainieren eines künstlich
neuronalen Netzes. Es braucht Unmengen von Trainingsdaten, die dann zu
Testdaten transferiert werden, damit die KI funktionieren kann. Darin liegt
laut Prof. Kutyniok auch der derzeitige große Erfolg der KI begründet, dass
das heutige Datenzeitalter riesige Mengen von Trainingsdaten liefert und
eine enorm gestiegene Rechenleistung das Training von tiefen neuronalen
Netzen ermöglicht.
Hier liegt aber auch zugleich das größte Problem Künstlicher Intelligenz:
ihre (noch) fehlende Zuverlässigkeit. Die Qualität der Trainingsdaten ist
Kutyniok zufolge die oberste signifikante Fehlerquelle. Sind die
Trainingsdaten zu schlecht, zu einseitig oder einfach zu wenig, führt das zu
Problemen mit der Robustheit der KI. Dann kommt es zu unvorhergesehenen
falschen Entscheidungen und Prozessen oft nach dem
"Trial-and-Error"-Prinzip, auch weil der KI ein tiefes theoretisches
Verständnis fehlt. So erklären sich u.a. Unfälle mit Robotern und bei
selbstfahrenden Autos, Datenschutzverletzungen sowie unfaire Entscheidungen.
Beim aktuell sich in aller Munde befindlichen ChatGPT kann es daher sein,
dass viele Antworten falsche Informationen beinhalten, die Texte sich
dennoch sehr glaubwürdig anhören. Prof. Kutyniok wies darum auf die
Wichtigkeit der Kontrolle der KI hin, die durch den AI Act der Europäischen
Union und der KI-Strategie der Bundesregierung gegeben sei.
Als Fazit gab sie aus: Die KI ist kein Allerheilmittel, aber eine großartige
Chance für die Menschheit. Das vorderste Ziel ist für sie, dass die KI eine
echte Zuverlässigkeit erreicht und als Vision für die Zukunft formulierte
sie die Diskussion mit der KI über die Gründe einer Entscheidung wie mit
einem Menschen.
Vorsitzender Tobias Kurzmaier überreichte am Ende der Veranstaltung Prof.
Kutyniok das traditionelle Gastgeschenk des Vereins: den AKWPW-Regenschirm.
v.l.n.r.: Helmut Six (Beirat), Hans Fritz (Beirat), Gabriele Appel (Beirat),
Tobias Kurzmaier (Vorsitzender), Prof. Dr. Gitta Kutyniok, Hans-Georg
Augustinowski (Schatzmeister), Wolfgang Durner (Beirat), Andreas Goppel
(Beirat).
Über 100 Mitglieder und Ehrengäste, unter Ihnen u.a. der Präsident des
Bayerischen Landeskriminalamts Polizeipräsident Harald Pickert, lauschten
konzentriert und interessiert dem Vortrag der Frau Professorin.